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Bistum Fulda

Akademieabend im Bonifatiushaus: „In ständiger Angst vor der Vergangenheit? Die Bundeswehr und das Problem mit der eigenen Tradition“

OTL Dr. Hammerich erläutert in freier Rede, anschaulich und überzeugend, die neuen Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege in der Bundeswehr.

Fulda. In der vergangenen Woche fand im Bonifatiushaus ein Akademieabend mit dem Thema „In ständiger Angst vor der Vergangenheit? Die Bundeswehr und das Problem mit der eigenen Tradition“ statt. Gunter Geiger, Direktor des Bonifatiushauses und Michael Trost, Sektionsleiter des GSP Fulda, führten durch den Abend mit Oberstleutnant Dr. Helmut Hammerich (Dozent für Militärgeschichte am Zentrum Innere Führung, Koblenz), der sowohl inhaltlich als auch in der Diskussion überzeugte.

 

Im Zentrum der Veranstaltung stand zunächst die Frage nach der Abgrenzung von Tradition im Gegensatz und Ritualen und Bräuchen. Laut Hammerich bestehe der wesentliche Unterschied darin, dass Tradition mit der Überlieferung von Werten und Tugenden einherginge und immer vom Hier und Jetzt aus betrachtet werden müsse. Demnach könne es ohne einen aktuellen und reflektierten Wertebezug kein Traditionsverständnis geben. In Bezug auf die Bundeswehr sehe man sich in diesem Kontext heutzutage vor allem mit der Frage „Wie hältst Du’s mit der Wehrmacht“ und einer gesellschaftlichen Haltung konfrontiert, die letztlich in der Frage nach der „Traditionswürdigkeit“ der Wehrmacht mündet.

 

Hammerich zeigte auf, dass die Wehrmacht als Organisation grundsätzlich nicht traditionswürdig sei. Aber die Traditionswürdigkeit einzelner militärische Führer für die Bundeswehr diskutiert würde, wie beispielsweise Guderian, Dietel oder Rommel, die sich zwar als militärische Strategen erwiesen hatten, aber in einem kritischen Verhältnis zum Nationalsozialismus standen. Das generelle Verhältnis solcher Einzelpersonen zum militärischen Widerstand müsse auch mit Hilfe neuerer Forschungen und Quellenauswertungen genauer betrachtet werden, um zu prüfen, ob sie Mitwisser oder Unterstützer der nationalsozialistischen Ideen waren oder aber „nur“ keinen Widerspruch laut werden ließen.

 

Traditionswürdig für die Bundeswehr seien Erinnerungen an Ereignisse, Personen, Institutionen und Prinzipien aus der Gesamtheit der deutschen (Militär-)Geschichte dann, sofern diese vorbildlich und richtungsweisend für ihren heutigen Auftrag wirken. Tradition diene daher der Selbstvergewisserung der Soldaten, schaffe und stärke Identifikation, unterstütze eine verantwortungsvolle Auftragserfüllung und erhöhe somit den Einsatzwert und die Kampfkraft, so der Historiker.

 

Dem im Frühjahr 2018 erlassenen Traditionserlass der Bundeswehr attestierte Hammerich ein „gutes Zeugnis“, da hierin deutlich würde, dass gelebte Tradition nicht nur Kopf und Verstand ansprechen solle, sondern in besonderer Weise auch Herz und Gemüt. Tradition müsse geistiges Gut aller Angehörigen der Bundeswehr sein, verbindend wirken und müsse im dienstlichen Alltag sichtbar und erlebbar gemacht werden.

 

Für die Tradition der Bundeswehr sei ihre eigene, lange Geschichte und die Leistungen ihrer Soldatinnen und Soldaten, zivilen Angehörigen sowie Reservistinnen und Reservisten eindeutiger Bezugspunkt. Klar von der Traditionswürdigkeit abgrenzen müsse man jedoch Personen, Truppenverbände und militärische Institutionen, die nach heutigem Verständnis verbrecherisch, rassistisch oder menschenverachtend handeln und gehandelt haben.

 

Als Fazit des Abends postulierte Hammerich, dass der neue Traditionserlass lange überfällig gewesen sei und zu Recht die über 60jährige eigene Geschichte der Bundeswehr in den Vordergrund (Armee der Demokratie) stelle. Jedoch müsse man auch Vorbildliches aus allen Epochen möglichst berücksichtigen, wenn es sinnstiftend und unseren Werten entsprechend einzuordnen ist.

 

Die Veranstalter und Dr. Hammerich schlossen den Abend mit dem Blick auf die Bundeswehr: „Mut und Zuversicht der Akteure ist notwendig: Mit Stolz Tradition stiften!“

18.03.2020


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