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Politische Kommunikation im Internet: „Der Ton ist rauer geworden“

Fachtagung in Fulda zu „Digital 2020“ bot Auseinandersetzung mit Werten und politischer Kommunikation im Netz

Fulda . Mit den Auswirkungen von Verschwörungstheorien, Algorithmen, Social Bots und Fake News beschäftigte sich die Fachtagung „Digital 2020: Werte und politische Kommunikation im Internet“ am 8. und 9. März im Bonifatiushaus Fulda. Über 50 Experten aus Bildung, Medienpädagogik, Politik und Wissenschaft diskutierten unter der Leitfrage „Meinungsmache oder Einladung zur Partizipation?“ über ethische Aspekte der Kommunikation in digitalen Medien und über mögliche Auswirkungen im Wahljahr 2017. 

 

Eine wichtige Erkenntnis konnte Meinungsforscher Reinhard Schlinkert, Geschäftsführender Gesellschafter von dimap, direkt zu Beginn der Fachtagung bei der Präsentation ausgewählter Ergebnisse bundesweiter empirischer Studien vermitteln: Das Internet ist hinter dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen und den Tageszeitungen in der Gesamtbevölkerung nur die drittgrößte Informationsquelle und besitzt in der Bevölkerung eine geringere Glaubwürdigkeit als öffentlich-rechtliche Medien und die Tagespresse. Die Frage, ob das Internet tatsächlich politische und gesellschaftliche Diskurse verändere, verneinte Schlinkert. „Das Klima im Netz ist aber rauer geworden“, betonte er mit Verweis auf die Aktivitäten von populistischen und demokratiefeindlichen Parteien und Akteuren im Netz, die hieran einen großen Anteil hätten. 

 

Diese Einschätzung bestätigten mit ihren Beiträgen die Experten aus dem Bereich der Wissenschaft und der Bildungspraxis, darunter die Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Caja Thimm, der Medienethiker Prof. Dr. Alexander Filipović, Konrad Lischka von der Bertelsmann-Stiftung, Daniel Poli von IJAB und Ralf Güldenzopf von der Konrad-Adenauer-Stiftung. In ihren Beiträgen konnten sie zum Teil menschenverachtendes, demokratiefeindliches und teilweise strafrechtlich relevantes Kommunikationsverhalten aufzeigen. Unterschiedlich fielen die Einschätzungen der Referenten aus, wie mit diesen Akteuren seitens der Politik und der politischen Bildung im Internet ein Diskurs möglich und damit letztendlich wieder das Vertrauen in den demokratischen Staat und seine Organe zurückgewonnen werden könnte. Die Vorschläge reichten von der Aufforderung zu Counterspeech, also selbst aktiver in sozialen Netzwerken in die Filterblasen hineinzustoßen und Falschbehauptungen mit Fakten zu kontrastieren, über die Notwendigkeit einer neuen wertebezogenen Medien-Erziehung bis hin zu ordnungspolitischen Forderungen zur Regulierung von Plattformbetreibern wie Facebook. 

 

Für Joachim Becker, Direktor der hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen), stand am Ende der Tagung fest, dass die klassischen Medien immer noch relevant sind und für einen umfassenden Bildungs- und Informationsauftrag genutzt werden müssen. Dennoch müssen die Bemühungen zur Vermittlung von Medienkompetenz gestärkt werden, um angesichts der Entwicklungen im Bereich digitaler Medien den Menschen in einer digitalen Gesellschaft Partizipation zu ermöglichen. Lothar Harles fragte nach den Grundwerten der Demokratie, die immer auch mündige Bürger braucht, und zog über die nationalen Aspekte hinaus die Linie zur globalen Verantwortung. „Alle Beiträge dieser Tagung haben deutlich gemacht, dass die Politische Bildung beim Themenfeld politische Kommunikation im Internet besonders gefordert ist. Vor den teilweise menschenverachtenden Diskussionsformen dürfen wir nicht resignieren, sondern müssen unser Engagement verstärken und den Diskurs dem Bürger suchen. Dabei sollten wir nicht nur die Jugendlichen in den Blick nehmen, sondern gerade die Zielgruppe der 35- bis 60-Jährigen. Eine Trendwende im Netzt wird die politische Bildung jedoch nicht allein schaffen:   Wir benötigen das Miteinander von Politik, Journalismus und Bildung, um den gesellschaftlichen Diskurs zu befördern und zu strukturieren,“ betonte AKSB-Geschäftsführer Harles. 

 

Prof. Andreas Büsch, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz und Mitberanstalter, stellte ausdrücklich fest: „Voraussetzung gelingender Partizipation ist der gebildete Medien-Nutzer, wobei sich Medienbildung bzw. die Vermittlung von Medienkompetenz ebenso wie die politische Bildung um Wertedebatten bemühen müssen. Denn die zentralen ethischen Herausforderungen digitaler Kommunikation liegen auf der Ebene der Menschenrechte und der Grundrechte der Meinungs- und Informationsfreiheit. Und die dazu nötigen Abwägungen kann kein Algorithmus leisten.“ 

 

„Mit der Tagung ist deutlich geworden, dass wir ein Thema diskutieren, dass allen unter den Nägeln brennt: den Bürgerinnen, Journalisten, Wissenschaftlern und Akteuren der Bildungsarbeit. Sie alle erkennen mit großer Sorge die Entwicklung der Kommunikation im Netz und suchen nach Gegenstrategien. Wir werden daher an unserer Reihe Digital 2020 auch im kommenden Jahr festhalten, um weiter gemeinsam mit Wissenschaft, Politik und Wirtschaft die Entwicklung der digitalen Gesellschaft kritisch zu verfolgen“, resümierte Gunter Geiger, Leiter des Bonifatiushaus in Fulda.

14.03.2017


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